Nachdem ich 2007 meine Schulausbildung mit Abitur abgeschlossen hatte, habe ich nicht nur die Schule, sondern auch die Tiere (für's Erste) hinter mir gelassen. Die weite Welt rief nach mir. 2009 packte ich meine Sachen und machte mich auf zu einem Auslandsjahr nach Neuseeland. Ein Jahr, welches mich geprägt hat. Ich arbeitete wo ich Arbeit fand und reiste in meinem Van von Ort zu Ort. An einem Punkt habe ich auf einer Farm gejobbt, wo Labradoodel gezüchtet wurden. Damals eine noch recht unbekannte Rasse. Ich war u.a. für das Frisieren der Pudel zuständig. Die Hundehaltung in Neuseeland unterschied sich maßgeblich mit Deutschland. Die meisten Hunde lebten hauptsächlich draußen und durften nicht ins Haus. Daran habe ich mich nie so recht gewöhnen können. Die Hunde hat es aber meist nicht gestört.
Nach einem wunderschönen Jahr in Neuseeland musste zunächst einmal wieder die Kasse gefüllt werden. Ich machte diverse Jobs, welche alle für eine Weile Spaß machten, früher oder später zog es mich aber immer weiter. Während meiner Zeit beim Circus Roncalli, mit dem ich zwei Jahre lang als Kassiererin auf Tournee war, erfasste ich zunächst den Entschluss Physiotherapie für Pferde zu erlernen. Das Geld für die teure Ausbildung sparte ich mir zum größten Teil während dieser zwei Jahre an. Die Zirkusponys wurden später meine Massage-Übungsponys.
2013, 6 Jahre nach meinem Schulabschluss, hatte ich nun einen konkreten Plan, was ich mit meinem Leben anfangen wollte und startete mit meinem Basisstudium zur Pferdephysiotherapeutin. Ich erlernte die Grundlagen von Physiologie, Anatomie und Anamnese. Ab 2014 bildete ich mich dann beim Verband für Manuelle Therapie weiter und spezialisierte mich auf diesem Gebiet. Mein anatomisches Grundwissen vertiefte sich und ich bekam ein noch tiefes Verständnis der Zusammenhänge im Körper. Das Wissen über die sensomotorischen Grundsätze haben mir einen völlig neuen Blick auf die Strukturen des Pferdekörpers gegeben. Warum verkrampft ein Muskel überhaupt? Welche Rezeptoren muss ich ansprechen, um im zentralen Nervensystem den Befehl zur Entspannung auszulösen?
Obwohl ich so viel Zeit und Geld in die Ausbildung gesteckt hatte, kam sie doch nur hauptsächlich meiner Emma zu Gute, denn ich habe nie richtig den Sprung in die Praxis geschafft.
Beruflich habe ich meinen Weg in die Außerklinische Intensivpflege gefunden. Auch hier war ich von Hunden umgeben. Genauer gesagt von der Assistenzhündin Hazel, die mich sehr beeindruckt hat mit ihrem Arbeitswillen, ihrer Lebenslust und ihren Fähigkeiten als Assistenzhündin. Ich bekam einen Einblick in die Ausbildung der Hunde, die Zusammenführung mit ihren neuen Teampartnern und auch in die Schwierigkeiten, die sich aus jeder Zusammenführung der Teams ganz individuell ergeben sowie deren Lösungswege. Der Umgang mit den Hunden war wertschätzend, liebevoll, klar und immer pro Hund. Die Motivation und Freude der Hunde stand im Mittelpunkt. Diese Zeit hat mich geprägt, auch im Zusammenleben mit meinen eigenen Hunden.
Als mein Struppi mit 6 Jahren einen Bandscheibenvorfall erlitt, wurde er regelmäßig physiotherapeutisch behandelt. Die regelmäßigen Behandlungen taten ihm so gut, dass er schnell wieder das Laufen erlernte und keine Folgeschäden zurück behielt.
Ich fasste einen weiteren Entschluss. Physiotherapie für Hunde zu erlernen und diesmal direkt auch in die Praxis zu gehen. Nach 1,5 Jahren Ausbildung legte ich erfolgreich meine Prüfung ab. In dem Zuge ein kleines Dankeschön an all die Hunde, an denen ich während der Ausbildung üben durfte! Die Ausbildung ist anerkannt von dem Bundesverband zertifizierter Tierphysiotherapeuten e.V. (BZT e.V.). Nach Abschluss der Prüfung machte ich, wie ich es mir vorgenommen hatte, direkt meine mobile Praxis auf und arbeite seither im schönsten Beruf den es gibt.